Meditation

  Gott
– schläft in den Steinen,
– atmet in den Pflanzen,
– träumt in den Tieren
– und erwacht im Menschen. (Sufi Spruch)

Was ist Meditation? Etymologisch betrachtet leitet sich das Wort „Meditation“ aus dem lateinischen „meditari = nachsinnen, vorbereiten, sich üben in“ ab. Obwohl es nichts mit dem Begriff der Mitte zu tun hat, wird es heutzutage gerne in Zusammenhang gebracht mit „seine/ihre Mitte finden“ im Sinne einer inneren Ausgeglichenheit oder inneres geordnet sein. Karlfried Graf Dürckheim (der als Erster in Deutschland das Sitzen in der Stille bekannt machte) drückte es einmal so aus: Meditari heißt zur Mitte hin geführt (gegangen) werden. Also während ich meditiere, geschieht etwas in und mit mir.

Für mich ist Meditation Zustand und Prozess in einem. Ich nenne es aus eigener Erfahrung und Wahrnehmung „die Kultivierung der inneren Stille, der Stille hinter der Stille“. Gerade in der heutigen Zeit, in der Schnelllebigkeit und Atemlosigkeit enorm zugenommen haben, suchen immer mehr Menschen Orte und Möglichkeiten auf, um zu einer inneren Ruhe, Besinnung und Klarheit zu kommen. Die Meditationsweise, die ich erlernt habe und weitergebe, nennt sich Vipassana-Meditation und bedeutet: innere Klarheit, intuitive Einsicht. Sie gehört zu den gegenstandslosen Meditationen, einzig dem eigenen Atmen wird immer wieder die Aufmerksamkeit zugewendet. Im Betrachten, Zulassen und Aushalten aller körperlichen, emotionalen und mentalen Vorgänge geschieht die Begegnung mit sich selbst, ohne Verdrängung, Vermeidung, Rechtfertigung oder Beschönigung.

Dieser Weg erfordert Mut zur Ehrlichkeit, Loslösung von Konzepten und Illusionen, Geduld und Kontinuität in der Übungspraxis. Psychotherapeutisch betrachtet kann das regelmäßige Meditieren zur Wahrnehmung, Bearbeitung und Loslösung der eigenen ungesunden Verhaltens-, Denk- und Gefühlsmuster beitragen. Hinter all diesen „Bewegungen“ kann allmählich jener innere Raum entstehen, den ich „innere Stille“ nenne und aus dem heraus sich eine tiefe Freiheit und ein tiefes Verständnis zu sich selbst und zum Leben hin entfaltet. Und zwar im Hier und Jetzt. So kann eine Verbindung der vita activa mit der vita contemplativa auf lebendige Weise entstehen und gelebt werden.